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Welchen Karotten jagst du nach?
Mach gute Geschäfte

Das Leben ist voller Kompromisse zwischen Gewinn und damit verbundenen Kosten. Manchmal sind die Gewinne die Kosten wert. Die positive Wirkung, wenn man joggen geht (die frische Luft, die Verbesserung der Gesundheit, etc.), sind zumindest für mich die Kosten wert, dass ich eine halbe Stunde Arbeitszeit verliere und dafür Muskelkater in den Beinen bekomme. Genauso könnte es Folgendes sein: Auch wenn man sich komisch fühlt nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, so war es das wert, wenn man sie schließlich bekommt. Einem Kind etwas beizubringen, ist die Anstrengung bei den Korrekturen wert. Und Vertrautheit zu vertiefen, ist die Verletzlichkeit wert, wenn man „Ich liebe Dich.” sagt.

Aber in anderen Situationen sind die Gewinne die Kosten nicht wert. Es kann sich zum Beispiel für dich gut anfühlen, jemanden anzuschreien, der dich wütend gemacht hat. Aber das hat einen hohen Preis, einschließlich, dass du einen schlechten Eindruck machst und andere dazu bringst, ebenso zu reagieren. Es gibt sicher einen Gewinn bei dem dritten Bier oder dem dritten Keks, aber das ist auch mit hohen Kosten verbunden, einschließlich dessen, wie du dich am nächsten Tag fühlst.

Jeden Tag treffen wir tausende Entscheidungen und jede ist ein Geschäft, bei dem das Gehirn die zu erwartenden Gewinne gegen die zu erwartenden Kosten abwägt. Deshalb ist es wichtig, gute Entscheidungen zu treffen und gute Geschäfte zu machen, bei denen die Gewinne größer sind als die realen Kosten.

Weil uns unser Gehirn den ganzen Tag belügt, ist es leider nicht so einfach gute Entscheidungen zu treffen und gute Geschäfte zu machen, damit die Gewinne größer sind als die realen Kosten.

 

Die Gründe dafür sind:

  • Die Belohnungszentren des Gehirns im limbischen System haben sich vor vielen hunderten Millionen Jahren entwickelt. Ihre relativ primitive Arbeitsweise folgt kurzfristigen Belohnungen und grundlegenden, sinnlich angenehmen Gefühlen und übertreibt die scheinbaren Belohnungen. Und das alles nur, um den inneren Hasen anzutreiben, damit er der „Karotte” hinterherjagt. Als Folge dessen übertreibt das Gehirn gewohnheitsmäßig die Vorteile von Dingen, die nicht gut für dich sind, wie zum Beispiel: Zucker, Kohlenhydrate und Alkohol, Videospiele, mehr Konsum, an den falschen Orten nach Liebe zu suchen, von der eigenen Meinung überzeugt zu sein oder in einer Beziehung zu dominieren.
  • Noch ältere Angst-Zentren des Gehirns sehen unter jedem Busch einen Schatten, konzentrieren sich zu sehr auf scheinbare Gefahren und verallgemeinern unangenehme Erfahrungen der Vergangenheit. Und das alles nur, um den inneren Leguan dazu zu bringen, vor dem „Stock” wegzulaufen. Als Folge dessen übertreibt das Gehirn gewohnheitsmäßig die Kosten von Dingen, die gut für dich sind, wie zum Beispiel: Sport, sich die Zeit für Übungen des Wohlbefindens (wie Meditation oder Gebet) zu nehmen, noch einmal zur Schule zu gehen, deine eigene Meinung zurückzustellen, um einen anderen Standpunkt zu verstehen oder die zarte Rückseite deiner tieferen Gefühle zu zeigen.

In der Zwischenzeit bombardiert uns die moderne Kultur mit der Verheißung übertriebener Belohnungen (Dickeres Haar! Dünnere Oberschenkel!) und der Gefahr übertriebener Alarmsignale (Radioaktive Wolken kommen auf uns zu! Hohe Wahrscheinlichkeit von terroristischen Angriffen!)

 

So geht's 

Versuche, bewusster zu werden für die kleinen Entscheidungen, die du darüber triffst, was du willst und was du nicht willst. Verlangsame deinen Verstand und schau dir die Geschäfte genauer an, um besser auf die zu erwartenden Gewinne und Kosten zu achten, die deine Entscheidungen antreiben.

Du solltest deine üblichen Verdächtigen kennen: Die „Karotten“, denen du vergeblich nachjagst und die „Stöcke“, vor denen du unnützerweise davonrennst.

  1. Such dir einen Wunsch aus, der für dich ein Problem ist (z. B. Essen, Alkohol, Anerkennung) und frage dich selbst:
Sind die erwarteten Gewinne wirklich so gut? Versuch sie dir in deinem Körper vorzustellen.
Wie intensiv wären sie, wie lange würden sie anhalten? Welchen Preis würdest du später dafür zahlen? Gibt es einen besseren Weg, um diese Belohnung zu bekommen? Gibt es einen besseren Gewinn, den du im Verfolgen anderer Ziele finden könntest?
  2. Such dir auch etwas aus, das ein Hindernis für dich ist (z. B. Sprechen in der Öffentlichkeit, dich in der Liebe oder bei der Arbeit selbstbewusst verhalten, einen Lebenstraum verwirklichen) und frage dich:
Sind die zu erwartenden Kosten wirklich so hoch? Wie unangenehm wäre es wirklich, wie lang würde es wirklich anhalten – und wie könntest du damit umgehen? Würdest du die Erfahrung überleben? Wie würdest du dich fühlen, wenn du schließlich diese Angst durchbrechen würdest? Welche anderen Vorteile würdest du erfahren?

Nun, nimm dir zwei kalkulierbare Risiken und sieh, was geschieht: Höre auf, irgendeiner hohlen, entfernten „Karotte” nachzujagen, und folge einer Handlung, die du bisher zu sehr gefürchtet hast. Und fliehe nicht mehr länger vor dem „Papiertiger”.

 

Achte darauf, dass das viel bessere Geschäfte sind!

Öffne dich der positiven Erfahrung, die du dir verdient hast, und fühle sie wirklich. Verbinde diese guten Gefühle mit bestimmten Schritten, die du gegangen bist, und mit der allgemeinen Praxis, die Gewinne und Kosten bewusster und realistischer einzuschätzen.

Und fühle dich frei weiter zu machen – bessere Geschäfte zu machen!

 

Dieser Artikel stammt von Rick Hanson. Er wurde erstmals auf seiner Website rickhanson.net unter dem Titel Make good bargains veröffentlicht.

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