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Bob Stahl & Elisha Goldstein: Achtsamkeit im Alltag

Achtsamkeit ist eine Weise zu lernen, wie man sich direkt zu seinem Leben verhalten kann. Weil es um Ihr Leben geht, kann niemand anders es für Sie tun oder Ihnen genau sagen, wie man es macht. Glücklicherweise ist es nicht etwas, was Sie bekommen oder erwerben müssen. Sie haben es schon in Ihrem Inneren, denn es geht darum, einfach präsent zu sein. Eigentlich werden Sie genau in dem Moment präsent, in dem Sie erkennen, dass Sie nicht präsent sind. In dem Moment, in dem Sie sehen, dass Sie von Ihren Gedanken gefangen waren, gewinnen Sie die Freiheit, aus der Falle herauszutreten.

 

Zwei Weisen zu praktizieren

Achtsamkeit ist eine Lebensweise, die auf zweierlei Weise praktiziert werden kann: formal und informell. 

Formale Übung bedeutet, sich jeden Tag Zeit zu nehmen, um mit Absicht zu sitzen, zu stehen oder zu liegen und sich auf die Atmung, körperliche Empfindungen, Geräusche und Töne und andere Sinnesempfindungen oder Gedanken und Emotionen zu konzentrieren. 

Zu informeller Übung gehört, mit achtsamer Bewusstheit bei täglichen Aktivitäten wie Essen, körperliche Bewegung, Aufgaben im Haushalt, Beziehung mit anderen und im Grunde bei allem Handeln zu sein, ob bei der Arbeit, zu Hause oder überall, wo man sich gerade aufhält.

 

Jeden Moment leben

Bei den Anonymen Alkoholikern und anderen Zwölf-Schritte-Programmen gibt es den Spruch: „Nehmen Sie jeden Tag für sich.“ Achtsamkeit geht weiter, indem sie Sie einlädt, jeden Moment für sich zu nehmen. Da wir in Wirklichkeit nur im gegenwärtigen Moment leben, warum dann nicht für jeden Moment da sein? Man kann so viel verpassen, wenn man von der Vorwegnahme der Zukunft oder Grübeln über Vergangenheit verzehrt wird. Und wenn Sie achtsamer für Ihren inneren Zustand – Ihre Gedanken, Emotionen, Sinnesempfindungen und mentalen Prozesse – werden, beginnen Sie, besser zu schlafen und werden fähiger, mit stressenden Situationen umzugehen, Ihr Selbstwertgefühl zu verbessern, Ihren Enthusiasmus für Leben und Arbeit zu erneuern und sich allgemein besser zu fühlen.

 

Einfach machen!

Ein paar Gramm Praxis sind besser als eine Tonne Theorie, warum also nicht ein wenig üben? Suchen Sie sich etwas aus, was Sie normalerweise täglich machen, wie Zähneputzen oder Abwaschen, und versuchen Sie, mit Ihrer Aufmerksamkeit ganz dabei zu bleiben, indem Sie mit allen Ihren Sinnen bei der Erfahrung sind. Wenn Sie Zähne putzen, erinnern Sie sich daran, dass Sie Ihre Zähne putzen, spüren und hören Sie die Borsten der Zahnbürste an Ihren Zähnen und Ihrem Zahnfleisch und riechen Sie die Zahnpasta und schmecken Sie sie in Ihrem Mund. Wenn Sie abwaschen, seien Sie sich bewusst, dass Sie abwaschen, und nehmen Sie das Gefühl und das Geräusch des Wassers, den Geruch des Spülmittels und visuelle Einzelheiten in sich auf, die Sie normalerweise vielleicht übergehen würden, wie das Schillern der Blasen. 

 

Probieren Sie es und schauen Sie, was Sie wahrnehmen.

 

Dieser Artikel stammt aus dem Buch "Stressbewältigung durch Achtsamkeit. Das MBSR-Praxisbuch" von Bob Stahl & Elisha Goldstein. Wir danken dem Arbor Verlag für die Abdruckgenehmigung. 

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