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Anne Cushman, Yoga als Weg

Das Einzige, was ich über Yoga als Weg in die Meditation mit Sicherheit sagen kann, ist Folgendes: Man kann es nur jetzt tun. 
Ich meine, genau jetzt. Selbst wenn Sie Ihre E-Mails nicht beantwortet, die Steuernachzahlung nicht beglichen, die drei Wochen alte Pasta, die hinten im Kühlschrank vergammelt, nicht weggeworfen oder die kaputte Fliegengittertür, die im aufkommenden Sturm gegen das Haus knallt, nicht repariert haben. Selbst wenn der Mensch, in den Sie verliebt sind, sich gerade in jemand anderen verliebt hat. Selbst wenn Ihre Kinder all Ihre Meditationskissen und Yogamatten in Beschlag genommen und daraus im Wohnzimmer einen Hindernisparcours gebaut haben, auf dem sie nun zur Titelmusik von Star Wars herumtoben. 

Gletscher schmelzen, Wirbelstürme zerstören die eine Küste des Landes, während an der anderen Brände toben, und Sie sind in Ihrem Job, den zu haben Sie dankbar sind, mit drei Abgabeterminen im Verzug. Menschen, die Sie geliebt haben, sind gestorben. Und langsam ahnen Sie, dass auch Sie eines Tages sterben werden. 

Das, was Sie inmitten all dessen also tun werden, ist anhalten. Die Sohlen Ihrer Füße und die zarten Flächen Ihrer Hände spüren. Das Zwitschern der Vögel oder das Rumpeln der Müllabfuhr hören. Die Eukalyptusbäume riechen, das Katzenstreu, die Desinfektionsmittel im Krankenhausflur, den schwachen Duft von Zimtgebäck, der aus der Bäckerei an der Ecke weht. Den Blick zu dem heben, was Sie vom unendlichen Himmel sehen können, und wenn es nur ein Stückchen Blau in der Ecke des Fensters ist, und selbst dann, wenn Sie Ihre Augen schließen müssen, um sich vorzustellen, dass der Himmel auf Sie wartet, irgendwo außerhalb dieses Kastens aus Beton, Holz und Stahl, in den Sie eingepfercht sind. Ihren zerbrechlichen, erstaunlichen, menschlichen Körper spüren, Ihr eigenartiges und wunderbares menschliches Leben. 

Dieser Text stammt aus dem Buch Yoga als Weg in die Meditation von Anne Cushman. Wir danken dem Arbor Verlag für die Abdruckgenehmigung.